Streichen oder Sprühen?

Das ist hier die Frage
Malerarbeiten sind von allerlei Mythen und Halbwahrheiten umgeben, die sich in den Köpfen der Menschen scheinbar unveränderlich verankert haben.

Im deutschsprachigen Raum hält sich unter anderem der Mythos felsenfest, dass ein gestrichener Farbauftrag besser sei als ein gesprühter. Dabei haben beide Methoden ihre Berechtigung, wenn man die eigenen Wohnungswände, die Hauswände oder sonstige Flächen streichen möchte.

Eine Wand streichen: Vor- und Nachteile

Eine Wand zu streichen ist für die meisten eine lästige Aufgabe. Dabei hat das Bestreichen mit traditionellem Pinsel und einer Farbrolle einige Vorteile gegenüber dem Besprühen einer Fläche. Andererseits gibt es auch mehrere Dinge, die gegen die Nutzung des traditionellen Werkzeugs sprechen. Sehen wir uns die Vor- und Nachteile einmal genauer an.

Vorteile

Kontrolle

Wer seine Wände streicht, hat volle Kontrolle über den Farbauftrag. Beispielsweise lassen sich große Flachen mit einem Farbroller auftragen, wohingegen kleine Details am besten mit einem Pinsel ausgearbeitet werden. Auch bei den Pinseln gibt es noch einmal zahlreiche Größenunterteilungen, um Hindernisse gekonnt zu ummalen und die Flächen sorgfältig zu streichen.

Geringer Verlust

Auch der Farbverlust ist ein wichtiges Thema, bei dem Pinsel und Rolle punkten können. Mit dem Pinsel und der Rolle wird beinahe keine Farbe vergeudet, da sie in der Regel so lange verstrichen wird, bis sich nicht mehr genügend Farbe am Pinsel oder der Farbrolle befindet.

Minimale Kosten

Die Kosten für einen Anstrich mit Pinsel & Co sind äußerst gering. Alle Utensilien lassen sich für wenige Euro im Baumarkt kaufen.

Nachteile

Sichtbarer Farbverlauf

Ganz gravierende Nachteile gibt es beim Verlauf der Farbe. Da die Farbe händisch verstrichen wird, sind oft Spuren zu finden, die die Streichrichtung des Pinsels oder der Farbrolle erahnen lassen. Umso unebener der Untergrund, desto gravierender ist dieser Effekt, da hier die große Rolle oftmals nicht ausreicht und man mit einem Pinsel nachhelfen muss.

Zeitaufwand

Einer der wichtigsten Faktoren beim Streichen ist die benötigte Zeit. Während es bei kleineren Flächen wie einer einzigen Wand kaum schneller klappt als mit Rolle und Pinsel, hinkt das Streichen spätestens ab zwei bis drei Wänden deutlich hinter dem Sprühen her.

Ergonomie

Zwar lassen sich die meisten Farbrollen mithilfe eines Teleskopgriffs ausfahren, auf Dauer ist das Überkopfarbeiten damit aber auch nicht gerade angenehm. Gleiches gilt bei der Handhabung des Pinsels. Wenn die Ecken eines Raumes gestrichen werden müssen, spürt man das spätestens nach der ersten Ecke in der Schulter. Häufig kommt es in der Streckung zur Decke hin auch dazu, dass man den Rücken überstreckt und die Bandscheiben übermäßig belastet.

Eine Wand sprühen: Vor- und Nachteile

Um eine Wand besprühen zu können, benötigt man ein Farbsprühsystem, auch Farbspritzpistole genannt, das die Farbe ähnlich einer Airbrush zerstäubt und mit Druck versprüht. Ein solches System besitzt einen integrierten Tank, in den die Wandfarbe eingefüllt wird. Meist lässt sich der Farbstrahl in seiner Durchflussrate und in seiner Form mithilfe von mehreren Einstellungen an der Farbspritzpistole individuell einstellen und an das jeweilige Projekt anpassen.

Vorteile

Arbeitstempo

Ganz im Gegenteil punktet das Sprühen von Farbe vor allem durch seine hohe Arbeitsgeschwindigkeit. Große Flächen werden in Windeseile gesprüht und sind bei richtiger Handhabung des Farbsprühgeräts außerordentlich gleichmäßig.

Farbverlauf

Da die Farbe nicht händisch gestrichen werden muss, kann sie sich gleichmäßig auf alle Erhebungen und Vertiefungen der Wand legen, ohne in die Täler der Reliefstruktur der Wand hineingepinselt zu werden. Die Sprühpistole legt die Farbe über alle Teile der Wand ebenmäßig und ohne sichtbare Pinselstriche.

Ein weiterer Vorteil in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Farbdicke beim Sprühen gleich so gewählt werden kann, dass keine zweite Lage benötigt wird. Ganz im Gegenteil dazu, wie man es bei den meisten Anstrichen mit Rolle und Pinsel gewohnt ist.

Erreichbarkeit

Dank des Sprühapparates kannst du die meisten Räume mit Farbe besprühen, ohne auf eine Leiter steigen zu müssen. Aus sicherer Distanz erreichst du selbst abgelegene Ecken und gewöhnlich hohe Decken.

Nachteile

Aufwendige Vorbereitung

Wenngleich das eigentliche Sprühen sehr schnell und einfach von der Hand geht, müssen Räume zunächst sorgfältig mit Malerfolie ausgelegt und abgeklebt werden. Anders als beim Streichen der Farbe reicht es nicht, lokal etwas Zeitungspapier unterzulegen, falls mal etwas Farbe heruntertropft. Beim Sprühen entsteht ein Farbnebel, der sich auf alles legt, was sich in seiner Nähe befindet.

Eventuelles Übersprühen

Maler, die den Umgang mit einem Farbsprühsystem gewohnt sind, wissen genau, wie viel Farbe eine Stelle benötigt und wann Farbe verschwendet wird. Selbermacher und DIY-Liebhaber laufen allerdings Gefahr, eine Stelle zu übersprühen und viel zu viel Farbe zu verschwenden. Es ist wichtig, sich an das Gerät zu gewöhnen und einige Testobjekte zu besprühen, bevor man sich an eine wichtigere Aufgabe wagt. Das spart nicht nur Farbe, sondern schützt auch das Sprühergebnis vor Ungleichmäßigkeiten.

Fazit: Was ist besser – Streichen oder Sprühen?

Letzten Endes kommt es darauf an, wie oft und wie viel Farbe du auftragen musst. Bei regelmäßigen Malerarbeiten und Do-It-Yourself-Projekten (beispielsweise die Lackierung eines Zauns) lohnt sich ein hochwertiges Farbsprühsystem sehr schnell. Das Sprühen macht es um einiges mehr Spaß als den Pinsel zu schwingen, zweitens gelingen die meisten Werke auch wesentlich schneller. Andererseits lohnt es sich nicht, wenn du nur einmal alle paar Jahre einen Raum streichen willst. Dann wirst du wahrscheinlich mit einer Farbrolle und einem Pinsel besser bedient sein.